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Apostelkirche

Evangelische Apostelkirche in Groß-Winnigstedt
Winnigstedt hat zwei sehr unterschiedliche Kirchen, da es ursprünglich zwei Dörfer gab, die im 20. Jahrhundert kommunal und kirchlich zusammengewachsen sind. Groß Winnigstedt war herzoglich und seit 1351 vom Kloster Riddagshausen abhängig. Das Patronat besaß Riddagshausen bis in die neuere Zeit. Es hatte das Recht, den Pfarrer zu berufen, aber auch die Pflicht, zur Unterhaltung des Kirchenbaus beizutragen. Diese Pflicht liegt nach mehreren Stationen heute bei der Stadt Braunschweig, wofür die Kirchengemeinde sehr dankbar ist.

Baugeschichte
Der jetzige Kirchbau stammt aus dem 19. Jh.

Die mittelalterliche Vorgängerkirche  bestand, wie die wenigen Hinweise belegen, aus dem romanischen Turm und dem Kirchenschiff mit südlicher Vorhalle. Dazu wurde wie in der Gegend üblich in der gotischen Zeit ein überwölbter Chor angebaut, der vom Schiff durch einen Bogen getrennt war und an den eine Sakristei angebaut war. Um 1794 besaß der Innenraum eine barocke Ausstattung mit dem 1729 gestifteten, durch Bildhauerarbeit verzierten Kanzelaltar, dem Taufengel von 1727, einem Beichtstuhl und eine nicht näher beschriebene Choranlage (nichts erhalten). Der Raum wurde durch wenige kleine Fenster erhellt.

Diese Kirche war im 19. Jh. baufällig und so erstellte 1853 Kreisbaumeister Carl Müller einen Entwurf für einen Neubau in der Höhe von 4890 Reichstalern. Doch bevor gebaut werden konnte, mußte die Kirchengemeinde von 1856-59 einen Prozeß gegen die Herzogliche Kammer führen, um die erheblichen Zuschüsse zu bekommen.

Der Neubau wurde um die gesamte Länge nach Westen versetzt. Er besteht aus dem Kirchturm und dem gedrungenen rechteckigen Schiff und wurde am 17. Januar 1864 eingeweiht. Die Orgel folgte am 6. Juli 1865 durch den Schöninger Orgelbauer Sölter.

Müllers Entwurf wurde also erst mit zehnjähriger Verspätung verwirklicht. Man erkennt an ihm noch die für den Klassizismus typische Form der Saalkirche mit dreiseitiger Empore und Kanzelaltar (beides nicht mehr vorhanden). Die Kirche wird wohl innen mit neugotischen Formen und Details ausgeschmückt gewesen sein.

Der jetzige, kreuzförmige Bau wurde am vierten Advent 1898 eingeweiht. Dafür wurde die Saalkirche östlich um die Vierung mit Querhäusern und Apsis erweitert. Eine Erweiterung war wegen des Bevölkerungswachstums, aber wohl auch durch die damalige Konkurrenz zu Klein-Winnigstedt und ihrer Kirche notwendig geworden.

Innenausstattung
Heute zeigt sich die Kirche (seit 1974 Apostelkirche) als neuromanischer Bau. Er wirkt im Inneren ausgesprochen großzügig und feierlich. Gemäß der Hinwendung der damaligen Kirchenarchitektur zum Mittelalter ist der Raum mit seiner Aufteilung und getrennt angebrachten Hauptteilen Altar, Kanzel und Taufe einer mittelalterlichen Großkirche ähnlich. Die historisierende Vermalung durch den Hofdekorationsmaler Adolf Quensen mit christlicher Symbolik ist leider durch die Nachkriegsrenovierung von 1956 übermalt und nur noch an der Holzdecke in der Vierung zu erahnen.

Prägend sind neben der dunklen Holzdecke die großzügigen farbigen Fenster im Kirchenschiff und die Fenster der Apsis aus der Erweiterungszeit. Dabei fällt eine Glasarbeit im zweiten Fenster an der Südfront auf, das Assekreuz, Logo des Gesamtverbands Asse (bis 2009 Südasse).

Die Orgel des Orgelbauer Blöß aus Oker von 1959 war abgängig und wurde 2010 durch ein digitales Instrument (II/25) der Firma Kisselbach, Baunatal ersetzt. Die Klänge kommen weiter aus dem alten Prospekt, wenngleich nun aus guten Lautsprechern, der Organist aber sitzt im nördlichen Querschiff näher an Pfarrer und Gemeinde.

Die Großzügigkeit der Apostelkirche ermöglicht es, in Winnigstedt auch größere (kirchenmusikalische) Veranstaltungen stattfinden zu lassen.

Literatur: Falko Rost: Eine Winnigstedter Besonderheit: Zwei sehenswerte Kirchen aus dem 19. Jahrhundert.