Kirche
Evangelische Marienkirche Roklum
Mit einer kleinen Kapelle auf dem höchsten Punkt des Ortes, wo damals die Versammlungs- bzw. Opferstätte war, begann vor ca. 900 Jahren die Entwicklungsgeschichte der Kirche von Roklum. Der Sage nach ließ Heinrich der Löwe nach der Zerstörung Halberstadts diese Kapelle zu Ehren der Maria errichten. Dabei sei auch der Name des Ortes entstanden, er kommt von dem altsprachlichen Rokel für Rauch und wurde später zu Roklum.
Baugeschichte
Die Kirche ist ein romanisches Gotteshaus, welches mehrfach in östlicher und südlicher Richtung erweitert wurde. Sie liegt bis heute inmitten des alten Kirchhofs, umfriedet von der historisch bedeutsamen Friedhofsmauer. Man betritt diesen Bereich durch einen gotischen Bogen. Der älteste Teil ist der aus Feldsteinen errichtete Kirchturm aus dem 12. Jh. mit der darunter liegenden Kapelle. Er wurde 1790 mit einem Holzaufbau mit Schiefer bedeckt und auf 49 m erhöht.
Auf eine frühe Erweiterung des Kirchenschiffes weist ein Stein im Mauerwerk an der Nordostecke außen hin: „Im Jahre des Herrn 1519“ Ein weiterer Umbau fand im Jahre 1690 statt, dabei entstanden die Apsis und der gotische Eingangsbau. An der Balkenlage des Dachstuhls lassen sich die drei Bauabschnitte feststellen. 1952 fand eine größere Kirchenrenovierung statt, bei der eine Sakristei angebaut wurde, die Emporen im Norden und Süden wurden abgebrochen und die Orgelempore vergrößert. Außerdem erhielt die Kirche zwei neue Fenster im Altarraum.
Innenausstattung
Die romanische Altarplatte stammt aus der Kirchengründungszeit und lag vermutlich schon auf dem alten Altar, der sich unter der jetzigen Empore befand. In ihr findet sich noch die Stelle, in der vor der Reformation die Reliquien aufbewahrt wurden.
Das Tonnengewölbe ist als Sternenhimmel mit geschnitzten Schlusssteinen gestaltet. Bedeutend ist der romanische Taufstein, der leider aus Gründen der Standsicherheit auf dem Kopf steht. Das Altarkruzifix stammt aus dem Jahre 1707.
Der Grabstein an der Südostecke weist auf den im Juli 1637 verstorbenen Dardesheimer Amtmann Arnold von Lembdsberg hin. Roklum gehörte bis 1941 zu Preußen bzw. vormalig zum Bistum Halberstadt.
Besonderes Interesse findet weit über den Ort hinaus die Orgel (II/17), die eine der prachtvollsten im Landkreis Wolfenbüttel ist. Im Jahr 1742 wurde sie von dem damals schon bekannten Orgelbauer Johann Papenius aus Halberstadt fertiggestellt. Heute sind von Papenius nur noch drei Orgeln erhalten. Der Klang der Roklumer Orgel ist typisch für die Klangvorstellung der Spätzeit Johann Sebastian Bachs. Bemerkenswert ist die einen Halbton höhere Stimmung. Nach verschiedenen Reparaturen, die teilweise originales Material unwiederbringlich zerstörten, bedürfte das historisch wertvolle Instrument dringend einer fachgerechten Restaurierung.
Vor dem letzten Krieg 1939/45 waren drei Glocken vorhanden. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahre 1617, die beiden anderen wurden im Laufe des Krieges zu Rüstungszwecken eingeschmolzen. 1958 wurden zwei neue Glocken gegossen.
Das neueste Kunstwerk ist eine Marienstatue aus Bronze, die im Jahr 2002 gestiftet worden ist. Sie steht im Altarraum direkt neben zwei alten Grabplatten (ebenfalls mit Mariensymbolik) und schaut auf ihren Sohn, den gekreuzigten Jesus.
Die Marienkirche birgt durch ihre jahrhundertealte Geschichte und Glaubenstradition eine fast mystische Stimmung, die besonders Menschen überkommt, die diese Kirche das erste Mal betreten, ein wunderbares Gotteshaus an herausgehobener Stelle.