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Die St. Barbarakirche in Wittmar

Wenn Steine reden könnten . . . .

. . . die Mauern unserer Kirche könnten viel über Wittmar

und das Leben der Menschen in diesem Assedorf erzählen.

Auf einer kleinen Anhöhe südwestlich am Ortsrand gelegen steht die Kirche von Wittmar. Das erste Datum mit Bezug zur Kirche ist das Jahr 1244, es wird ein Pleban (Laienpriester) namens Heinrich urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit war Wittmar ein Pfarrdorf unter der kirchlichen Obrigkeit von Atzum. Zur Baugeschichte der Kirche gibt es jedoch keinerlei Urkunden, daher muss die Zuordnung aufgrund der baulichen Stilelemente erfolgen.

Zunächst wurde das Kirchenschiff wohl im 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut. Das Mauerwerk besteht aus wenig bis gar nicht behauenem Bruchstein und nur die Ecken sind durch Quader mit unterschiedlichem Ausmaß errichtet. Der Eingang zur Kirche war dem Dorfe zugewandt auf der Nordseite. Der Turm, ebenfalls im romanischen Stil gebaut, ist noch vor 1250 in einer Flucht mit dem Schiff an der Westseite angefügt worden. Hierbei wurde die Ostwand des Turmes auf die Westwand des Haupthauses aufgesetzt.

Deutlich ist dieser Anbau an der südlichen Außenwand zu erkennen. Die Steine des Turmes sind etwas sauberer behauen. Haupthaus (Kirchenschiff) und Turm hatten jeweils einen eigenen Eingang und waren nicht durch eine Tür verbunden. Etwa um 1500 wurde auf der Nordseite, vor dem Eingang zum Haupthaus, eine Vorhalle angefügt, die auch gleichzeitig Leichenhaus war. Diese Vorhalle ist im gotischen Stil entstanden. Kirchenschiff und Turm sind insgesamt 17,80 m lang und 7,65 m breit. Die Vorhalle misst 5,30 m x 4,25 m. Die Mauernstärken bei Hauptschiff, Turm und Vorhalle betragen 0,80 m bis 1,50 m. Innen hat das Kirchenschiff folgende Maße: 11,85 m lang und 5,55 m breit. Der Turm misst 5,70 m x 3,70 m.

Die erste Erwähnung der Kirche finden wir in dem Kirchenkassenbuch von Wittmar aus dem Jahre 1649. Es sind dort Ausgaben für die Renovierung des Kirchendaches nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges ausgewiesen. Eine genaue Beschreibung der Kirche mit seinem Inventar ergibt sich aus dem Corpus Bonorum. Dieses Güterverzeichnis aus dem Jahr 1750 wurde vom Pastor Friedrich Balduin Bortfeldt erstellt und beschreibt den Baukörper und das Inventar. Zu dieser Zeit war die Kirche von Wittmar eine Filiale von Groß Denkte, ebenso wie die Kirchen von Sottmar und Klein Denkte. Nach diesem Verzeichnis ergibt sich folgendes: der Eingang in die Kirche führte durch die Vorhalle an der Nordseite. Zwei größere Fenster waren auf der gegenüberliegenden Südseite und ein kleines Fenster auf der Nordseite. Die Kanzel befand sich in der Kirchenschiffmitte an der Südseite (gegenüber dem Eingang). Davor war der Chor, auf dem die Männer der Gemeinde ihre Sitze hatten. Dahinter waren drei Reihen Stühle für die Frauen und die „Söttmarschen1). Die Bänke für die jungen Leute befanden sich an der Westseite (an der Seite zum Turm). Eine Glocke gab es zu dieser Zeit bereits, jedoch keine Orgel und auch keine Kirchturmuhr. Der Taufstein aus dem Jahre 1656 ist nicht beschrieben. Das Patronat war mit dem Amt des regierenden Herzogs zu Braunschweig und Lüneburg verbunden.

Eine umfangreiche Umgestaltung und Restaurierung erlebte die Kirche in den Jahren 1847 bis 1849. Nach dem Entwurf von Carl Heinrich Götter wurden Innen- und Außenarbeiten mit einem erheblichen Kostenaufwand vorgenommen. Die Kirche wurde dabei so verändert, wie sie sich heute noch darstellt. Hierzu wurden die Fenster vergrößert bzw. zwei weitere Fenster eingebaut und der Eingang nach Westen, durch den Turm verlegt. Ein zusätzlicher Eingang für die Empore, auf der nunmehr auch Platz für die Orgel vorgesehen war, wurde auch neu geschaffen. Der Zugang durch die Vorhalle wurde geschlossen. Die Inneneinrichtung entspricht einer im Braunschweiger Raum oft vorkommenden Saalkirche. Kanzelaltarwand mit sechs Teilpfeilern, Empore und Bestuhlung bilden eine Einheit mit klassizistischen Elementen.

Wenige Jahre nach diesem Umbau schlug ein Blitz in den Turm ein. Der Schaden wurde über viele Jahrzehnte nicht behoben und der Turm musste wegen Baufälligkeit im Jahre 1902 bis auf die Höhe des Haupthauses abgetragen werden. Zu dieser Zeit kam der Glockenstuhl in die Vorhalle und dafür wurden auch einige Schalllöcher im Mauerwerk geschaffen. Der Turm hatte vor der Abtragung vier Ebenen sowie das Dach und damit eine Gesamthöhe von 17,40 m. Er war fünf Meter höher als das Haupthaus.

Wegen der gestiegenen Zahl der Einwohner durch den Bergbau in Wittmar gab es 1903 Überlegungen eine neue Kirche zu bauen. Die Gemeinde hatte hierfür bereits in einem Dorfentwicklungsplan einen Platz vorgesehen. Umgesetzt wurde diese Idee jedoch nicht.

Vielfältige Erhaltungsarbeiten sind in den letzten Jahrzehnten durchgeführt worden. Insbesondere Setzungsrisse im Mauerwerk mussten in den Jahren 1983/84 sowie 1998/99 behoben werden. Bei der folgenden Innenrenovierung im Jahre 2001 ist die Farbgebung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund vorgefundener Reste wieder gewählt worden. 1966 ist das Harmonium durch die Orgel ersetzt worden. Der beschädigte Kriegsglocke aus dem Jahre 1917 folgten 2005 zwei neue Glocken.

Hervorzuheben ist aus dem Inventar das Taufbecken aus Elmkalkstein. Auf den achteckigen Sockel ist eine Taufschale aufgesetzt. Den Sockel zieren Engelsköpfe und Ornamente. Auf dem breiten Wulstrand ist eine Stifterinschrift, die jedoch zum Teil nicht zugeordnet werden kann. Mit Henric Julius Vetter  wird der Pastor aus Gr. Denkte (und der Filialdörfer Sottmar, Klein Denkte und Wittmar) von 1627 bis 1657 erwähnt.

Die Kirchengemeinde Wittmar war bis 1953 Filialgemeinde von Groß Denkte und ist seit 1953 selbständige Kirchengemeinde in der Propstei Schöppenstedt. Seit dem 22. Mai 1994 trägt die Kirche den Namen „St. Barbara-Kirche“. Die Namensgebung erfolgte im Rahmen der Feier 750 Jahre Wittmar. Die Kirche ist von der Braunschweigischen Landschaft in das Verzeichnis der Kulturdenkmale im Landkreis Wolfenbüttel aufgenommen worden.

Bilder:                          Anja-Christina Schulz

Text:                            Rainer Krämer

 

Quellen:   Meier, P. J. – Kunstdenkmäler des Kreises Wolfenbüttel

                Rost, Falko – Heimatbuch 2003 Landkreis Wolfenbüttel

                Coprus Bonorum von Wittmar und Sottmar – Landeskirchliches Archiv WF

                OA Wittmar 35 – Landeskirchliches Archiv WF


1) Die Gottesdienste in Wittmar und Sottmar fanden im Wechsel statt und für die Kirchgänger aus der Nachbargemeinde waren jeweils besondere Bänke vorgesehen. Ein entsprechender Hinweis ist auch im Corpus Bonorum von Sottmar  zu finden.