Christuskirche
Christuskirche Klein-Winnigstedt
Baugeschichte
Winnigstedt hat zwei sehr unterschiedliche Kirchen, weil es ursprünglich zwei Dörfer gab, die im 20. Jahrhundert kommunal und kirchlich zusammengewachsen sein. Klein Winnigstedt war immer freies Bauerndorf und die Klein Winnigstedter Kirche seit dem Beginn im 12./13 Jh. in Gemeindehand (mit Selbstbestimmung u.a. bei Bausachen und Pfarrerwahlen). Dadurch erfolgte die Bauunterhaltung je nach finanzieller Lage sparsam oder überraschend großzügig.
Die Kirche ist ein Neubau aus dem 19.Jh.
- 1855 Einweihung des Neubaus unter Beibehaltung des romanischen Turms (Planung Carl Müller sen. von 1852 für 5883 Reichstaler)
- 1974 Namensgebung Christuskirche mit Bezügen auf die beiden Malereien oberhalb der Emporen, das alte Altarretabel und das jetzige Altarbild
Vorgängerbau:
- Mittelalterliche Kirche
- romanischer Teil mit Turm, Schiff und südlichem Anbau
- ca. 1500 Ergänzung des Chors
- Vor 1729 typisch nachreformatorische Einrichtung im Stil der Renaissance. (geschnitzte Kanzel durch den Beichtstuhl betretbar, Altar mit hölzernem vermaltem Aufsatz von 1597 davon getrennt, im Schiff eine alte und eine neue Empore).
- Ein Teil des alten Altaraufsatzes (Retabel) mit der Darstellung des letzten Abendmahls hat sich bis heute erhalten und hängt im Eingangsbereich der Kirche. Das Bild ist leider bei einer Restaurierung 1935 stark übermalt worden.
- Barocke Umgestaltung
- seit 1729 Umgestaltung zu einer „zeitgemäßen Saalkirche (Ersetzen der ebenen Balkenholzdecke durch ein hölzernes Tonnengewölbe ähnlich wie in Seinstedt)
- 1796 Turm mit jetziger Spitzbedachung statt des Satteldachs
- irreparable Bauschäden mit Belastung der Außenwände durch die Tonnendecke
Innengestaltung
- Dreischiffigkeit mit erhöhtem Mittelschiff und raumfassende Empore erinnern an Schinkel (Zilly 1838) und Ottmer (Ölper 1840)
- beginnender Historismus in dezenten neugotischen Formen in Fenstern und Ausstattung.
- 1909 /10 historisierende Innenvermalung durch die Werkstatt des Braunschweiger Hofmaler Adolf Quensen (Hauptwerk Kaiserdom Königslutter).
- Im Bereich oberhalb der Emporen zwei großformatige Gemälde, die besondere Beachtung verdienen. Links sieht man den verstorbenen Christus dar, der von den Jüngern und Maria beweint wird, rechts den auferstandenen Christus mit der Siegesfahne aus dem Grab herauskommend. Vor ihm beugen sich die weltlichen Mächte.
- Zeitgleich Neuverglasung mit eindrucksvoller nach Osten (Sonnenaufgang und Jerusalem) weisender farbiger Rosette über dem Kanzelaltar
Orgel
- 1854/55 von Sölter, Schöningen erbaut
- zunächst ein Manual und Pedal mit 13 Registern und mechanischer Traktur; 1907 von Furtwängler und Hammer, Hannover, um ein zweites pneumatisches Manual mit vier Registern erweitert
- besonderen Schatz dar, weil in ihrer Substanz original erhalten ist.
- 2008/2009 von Orgelbaumeister Christoph Grefe aus Ilsede fachgerecht restauriert.
- Nun gilt für dieses schöne Instrument wieder, was Johann Sebastian Bach über alle Kirchenmusik gestellt hat: Sie erklingt zum Lobe Gottes und zur Freude der Menschen.
Glocken
- Marienglocke 1508 von Heinrich Monten für diese Kirche gegossen; auf der einen Seite Flachrelief mit Bischof, auf der anderen in gleicher Art die Jungfrau Maria mit dem Kind auf der Mondsichel
- zweite Glocke 1691 in Wolfenbüttel von Heiso Meyer gegossen zu der Zeit, als Elias Heinrich Rübe Pastor in Klein-Winnigstedt war, wie die Inschrift uns verrät.
- Glücklicherweise sind beide Glocken nie zu Kriegszwecken aus dem Turm gekommen, sondern seit 300 bzw. 500 Jahren an gleicher Stelle
- rufen seither die Gemeinde zum Gottesdienst.
Kirchbauverein (gegründet 1996)
Vorher:
- seit dem 2. Weltkrieg „Dornröschenschlaf“
- Ausstattung der Erbauungszeit komplett , allerdings in schlechtem Zustand
- undichte Fenster, morsche Treppenaufgänge, Schnee in der Kirche im Winter
Seit 1996:
- Wiederbelebung des Interesses an dem historisch wertvollen Gebäude
- Sicherungsmaßnahmen am Dach der Kirche und des Turms
- Restaurierung des Innenraums und der historischen Quensen-Vermalung nach denkmalpflegerischen Maßstäben
- 2008/2009 Restaurierung der Sölterorgel
- 2010/2011 Komplettsanierung der Aussenfassade des Turmes und der Turmuhr
Der Bau besteht in seiner baulichen Besonderheit und Ausdrucksstärke bis heute. Die Kirchengemeinde ist stolz, ein Kleinod aus dieser Bauzeit in nahezu originalem Zustand zu haben und darin Gottesdienst von der Wiege bis zur Bahre zu feiern.