Kirche St. Johannes Baptista in Semmenstedt
Die Kirche besteht aus einem lang gestreckten Schiff und einem quer zu ihm stehenden, rechteckigen Turm. Dieser hat rundbogige Schallöffnungen, zwei an der Ostmauer und je eine an den drei anderen Mauern. Möglicherweise hatten sie früher Teilungssäulen, wie andere romanische Türme. Der Turm ragt zu beiden Seiten um etwa einen halben Meter über die Wände des Schiffs hinaus. Es ist daher anzunehmen, dass Turm und Schiff nicht zur gleichen Zeit entstanden sind. Dass der auf dem Kirchhof gelegene, 1401 an das Domstift in Goslar verkaufte und 1621 dem Michaeliskloster in Hildesheim gehörende Bergfried mit dem Kirchturm identisch ist, ist anzunehmen. Dann müsste der Turm als Bergfried wohl auch zuerst erbaut worden sein. Da für das 13./14. Jahrhundert ein ansässiges Adelsgeschlecht bezeugt ist, wird er wohl von diesem als Schutzraum erbaut worden sein.
Das Schiff ist bereits in romanischer Zeit entstanden, wie zwei kleine zugemauerte, rundbogige Fenster an der Südwand zeigen. Mauerfugen an Nord- und Südwand zeigen, dass es in gotischer Zeit nach Osten verlängert wurde. Ein Stein links neben dem Ostfenster gibt die Jahreszahl 1428 an und ein anderer rechts neben dem Fensters die Zahl 1766 als Jahr einer Restaurierung. Spuren eines alten, rundbogigen Eingangs finden sich an der Nordwand. Heute betritt man die Kirche durch den Eingang an der Nordwand des Turms. In einem seiner Obergeschosse steht ein Uhrwerk der Firma Weule von 1900, das aber keine Funktion mehr hat. Glocken und Uhrwerk werden mittlerweile elektronisch gesteuert. In seinem Untergeschoss sind noch die Spuren von zwei Rundbögen erkennbar, durch die sich früher das Schiff öffnete. Heute ist es eine Tür in der Mitte der östlichen Turmwand.
Ein hölzernes Tonnengewölbe überdeckt das Schiff, in dem eine weiße und sparsam mit Gold dekorierte, spätbarocke Kanzelaltarwand den Blick auf sich zieht. An der Südwand befindet sich eine Nische, deren Ausguss sie als Piscina zu erkennen gibt. Eine die Ränder betonende Deckenbemalung zeigt in der Mitte ein Kreisband mit den Tierkreiszeichen, durchbrochen von gekreuzten und mit Blumen dekorierten Armen, die sich auf einem Quadrat treffen. In dessen Mitte umgibt ein geflochtener Dornenkranz einen mäandernden Ring, von dem ein Strahlenkranz ausgeht.
An der Ostwand der mittelalterlichen Semmenstedter Kirche befinden sich oben zwei beachtenswerte Steine, von denen der an der Südecke auf eine Renovierung im Jahr 1766 (MDCCLXVI) hinweist. Im zweiten Stein, der sich links in der Ostwand befindet, ist der abgekürzte Text „Anno d(omi)ni Mil(lesim)o“ und damit verbunden die Jahreszahl 1428 zu erkennen. (Milo als Abkürzung für Millesimo = 1000, C = 100, viermal C also 400, XX = 20 und VIII = 8). Die weitere auf diesem Stein zu lesende Abkürzung wird als „completum est“ (wurde vollendet) oder „constructum est“ (wurde gebaut) gedeutet. Es sind aber auch die syntaktischen Formen „completa est“ und „construkta est“ möglich.