St. Katharinenkirche Groß Vahlberg
Die Katharinenkirche ist das älteste erhaltene historische Bauwerk der Asse. Sie hat zudem als höchst gelegenes Gebäude Groß Vahlbergs dem Kirchberg, auf dem sie steht, den Namen gegeben.
St. Katharinen ist eine romanisch-gotische Saalkirche, deren romanische Teile auf die Zeit um 1150 zurückgehen. Datierungshilfe ist der sogenannte „Vahlberger Atlant“, ein kunsthistorisch bedeutsamer Reliefstein, der einen Atlanten zeigt, einen Balkenträger. Vermutlich ist das Relief von dem gleichen Meister (oder einem seiner Schüler) geschaffen worden, der ab 1135 am Bau der Stiftskirche in Königslutter tätig war.
1421 wurde die Kirche umfassend im gotischen Stil umgebaut und vergrößert. Dem Kirchenkörper wurde unter anderem ein umfassender Chor- und Altarraum mit einem so genannten Dreiachtel-Abschluss angefügt. Gleichzeitig wurde an der Südseite des Kirchenschiffs eine lange Vorhalle gebaut. 1737 wurde das Innere der Kirche im barocken Stil erneuert und acht einheitliche große Fenster eingesetzt. Die letzte einschneidende Modernisierung war von 1966 bis 1969. Hierbei wurde ein neuer Fußboden aufgebracht, die Kanzel wurde durch ein modernen Pult und das alte Gestühl durch moderne Stühle ersetzt.
Seit 1475 hat das im Ort ansässige Geschlecht derer von Weferlingen das Patronat über die Kirche inne. Die Familie von Weferlingen veranlasste 1502 an der Südseite der Kirche einen weiteren Anbau: mit einem Untergeschoss für die Sakristei und einem Obergeschoss mit einer Prieche, einem vom Kirchengestühl abgesonderten Sitzplatz für die höheren Stände. Nachdem die traditionelle Grablege, die Gruft der Familie von Weferlingen im Braunschweiger St. Crucis Kloster 1545 vernichtet wurde, wurde im Untergeschoss des Turmes ein aus zwei Kammern bestehendes Gruftgewölbe eingerichtet und so die Kirche zur Grabkirche des Geschlechts gemacht. Der älteste in der Kirche erhaltene Grabstein zeigt den 1590 verstorbenen Karl von Weferlingen in voller Rüstung. Die letzte Bestattung eines Familienmitgliedes in der Gruft ist für das Jahr 1775 dokumentiert. Eine enge Verbindung bestand mit dem Zisterzienserkloster St. Crucis, dessen Klosterpropst im Mittelalter zeitweilig gleichzeitig das Pfarramt über die St. Kartharinenkirche inne hatte. 1242 wird erstmalig ein Pfarrer urkundlich erwähnt, so dass Groß Vahlberg spätestens ab diesem Zeitpunkt als Pfarrsitz bezeichnet werden kann und dies bis heute ist.
1601 erlosch der so genannte Ulrichsche Zweig des Weferlinger Geschlechts mit dem Tode von Ulrich von Weferlingen. Seite Witwe Katharina von Blanckenburg ließ zum Gedenken an sich und ihren Mann ein Alabasterepitaph fertigen. Es wurde 1603 mit höchster künstlerischer Qualität vollendet und in der Kirche aufgestellt. Zu sehen sind neben den lebensgroßen Figuren der Stifterin und ihres Gatten sieben Szenen aus dem Leben Jesu in drei kleinen und vier großen Bildreliefs. Das Epitaph zählt heute zu den bedeutendsten Kunstwerken der Spätrenaissance in Niedersachsen.
Ursprünglich befand es sich in der Nähe des Eingangs zum Gruftgewölbe vor der Empore auf der Nordseite. Im Jahr 1884 wurde das Epitaph wegen seiner außerordentlichen kunsthistorischen Bedeutung demontiert und im späteren Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig wieder aufgestellt. Es kam 1969 zurück nach Groß Vahlberg und befindet sich heute im Chorraum hinter dem Altar, so dass es gewissermaßen die Aufgabe einer Altarretabel wahrnimmt, eines Altaraufsatzes. In der braunschweigischen Landeskirche gibt es nur dieses eine Epitaph, das als Altarretabel dient.
Zu den kunsthistorisch besonderen Ausstattungsstücken der Kirche zählt auch das Taufbecken, eines der ältesten der Propstei. Es handelt sich um eine gotische Messingfünte, die aus der Marienkirche in Wolfenbüttel stammt und später in die 1608 neu erbaute Hauptkirche übernommen wurde. 1631 wurde das Taufbecken an die St. Katharinenkirche verkauft.
2009 erwarb die Kirchengemeinde eine aus Eichenholz gefertigte neugotische Kanzel die die Kölner Domtischlerwerkstatt Mengelberg um 1850 gefertigt hat und von Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber geweiht wurde. Die St. Katharinenkirche ist bis heute Patronatskirche. An der Brüstung der Prieche befindet sich das Allianzwappen derer von Münchhausen und von Chamisso de Boncourt.
aus: Propstei Schöppenstedt (Hg.), Wahrzeichen. Kirchen in der Propstei Schöppenstedt, Schöppenstedt 2011, S.72f.